Fenzl: Vermächtnis von Kardinal König bleibend aktuell
Vor 20 Jahren, am 13. März 2004, starb der Wiener Erzbischof Kardinal Franz König. Seine langjährige Büroleiterin und nunmehrige Leiterin des Kardinal-König-Archivs, Annemarie Fenzl, hat in der aktuellen Ausgabe der St. Pöltner Kirchenzeitung "Kirche bunt" auf das bleibend aktuelle Vermächtnis des Kardinals hingewiesen.
Das Zweite Vatikanische Konzil (1962-65) in seiner weltumspannenden Konzeption sei, nach Königs eigenen Worten, die "hohe Zeit" seines Lebens gewesen. Denn hier seien die Weichen gestellt worden für den Weg der Kirche in das 3. Jahrtausend, erinnerte Fenzl. Einige der wichtigsten Konzilsdokumente, vor allem "Nostra aetate", das sich mit dem Verhältnis von Christen und Juden befasste, würden die Handschrift Königs tragen. 1965 vertraute ihm Papst Paul VI. die Leitung des im Gefolge des Konzils neu gegründeten Vatikanischen Sekretariates für die Nichtglaubenden an. In dieser Eigenschaft habe König die Kontakte sowohl zu Vertretern des areligiösen Humanismus im Westen wie auch des Staatsatheismus im Osten ausgebaut.
Großes Interesse habe König - schon als Wissenschaftler - den nicht christlichen Religionen entgegengebracht, so Fenzl: "Wichtig waren ihm besonders die drei großen monotheistischen Religionen, Juden, Christen und Muslime, denn ohne den Frieden zwischen diesen Religionen, die einen großen Teil der Menschheit betreffen, wird es keinen Weltfrieden geben, war seine Überzeugung, die sich heute leider bestürzend zu bewahrheiten scheint."
Königs Amt als Erzbischof von Wien (1956-1985) sei nie einfach gewesen, so Fenzl weiter, "und doch gelang ihm in dieser ersten Zeit der Beginn einer Versöhnung der beiden großen historischen Lager in Österreich". Königs Betriebsbesuche und sein historischer Vortrag vor dem ÖGB im Jahr 1973 hätten ihm bald den nicht freundlich gemeinten Beinamen "roter Kardinal" eingebracht, "den er meistens mit Gleichmut trug". Heute wisse man freilich, so Fenzl, "dass sein Weg der einzig richtige war". Kardinal König habe die Kirche immer als einen mitgestaltenden Faktor der Gesellschaft verstanden.
Fenzl erinnerte in ihrem ausführlichen Beitrag u.a. auch an Königs konsequente Besuchspolitik in fast allen kommunistischen Oststaaten, "immer mit Begegnungen mit Bischöfen, Priestern und Gläubigen, welchen er auf diese Weise zu verstehen geben wollte, dass sie im Westen nicht abgeschrieben waren".
Von Anfang an hätten auch ökumenische Kontakte einen weiteren Schwerpunkt im Wirken des Kardinals gebildet. Noch vor Konzilsbeginn, 1961, habe er wohl bereits in päpstlichem Auftrag das Ehrenoberhaupt der Orthodoxie, den Ökumenischen Patriarchen Athenagoras in Konstantinopel (Istanbul) besucht. So habe er dadurch die ersten Wege zu vielen ökumenischen Kontakten geebnet.
Kardinal-König-Gedenkstätte
2022 wurde in Rabenstein im Pielachtal eine Kardinal-König-Gedenkstätte eingerichtet. Sie wurde vom St. Pöltner Bischof Alois Schwarz am 27. August 2022 gesegnet und feierlich eröffnet. Fenzl: "Alle diese hier angesprochenen Dinge und noch mehr sind in der kleinen, aber feinen Gedenkstätte im Erdgeschoß eines unmittelbar neben der Taufkirche von Kardinal König gelegenen Hauses zusammengefasst."
Die Gedenkstätte solle in Zukunft allen interessierten Menschen Leben und Werk Franz Königs nahebringen, "der am 3. August 1905 als Bauernbub aus dem Pielachtal hier seinen irdischen Weg begonnen und ihn am 13. März 2004 als Kardinal der katholischen Kirche beendet hat".
Annemarie Fenzl war von 1976 bis 2013 Leiterin des Wiener Diözesanarchivs sowie von 1986 bis 2004 Büroleiterin von Kardinal Franz König. Sie leitet das Wiener Kardinal-König-Archiv und ist Generalsekretärin der kirchlichen Kardinal-König-Stiftung, die sich die Bewahrung und Fortschreibung des (geistigen und geistlichen) Erbes von Kardinal König zum Ziel gesetzt hat.
(Service: Besuch und Besichtigung des Kardinal-König-Saals in Rabenstein/Pielach sind gegen Voranmeldung möglich. Kontaktdaten: Pfarre Rabenstein: Tel. 02723/2270, E-Mail: rabenstein@dsp.at; Pfarre Kirchberg: Tel. 02722/72 18, E-Mail: kirchbergpielach@dsp.at)
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Quelle: Kathpress