Huda Takriti erhält Kardinal-König-Kunstpreis 2025
Die Künstlerin Huda Takriti ist Trägerin des Kardinal-König-Kunstpreises 2025. Ausgezeichnet wird sie für ihre Video-Installation On Another Note (2024), die sich mit familiären Erinnerungen, Exilerfahrungen und kollektiver Geschichtsschreibung auseinandersetzt. Der mit 11.000 Euro dotierte Preis wird alle zwei Jahre vom Kardinal-König-Kunstfonds der Erzdiözese Salzburg an Kunstschaffende vergeben, heuer zum bisher elften Mal. Er zählt zu den bedeutendsten Auszeichnungen im Bereich der bildenden Kunst in Österreich.
Takriti wurde 1990 in Damaskus, Syrien, geboren und lebt heute in Wien. Sie arbeitet als Künstlerin und Forscherin mit Medien wie Video, Fotografie, Installation und Film. Zentrale Themen ihrer Arbeit sind die Verbindung persönlicher Erfahrungen mit politischen und historischen Narrativen sowie die kritische Auseinandersetzung mit Erinnerung und Auslassung in offiziellen Geschichtsschreibungen. Sie studierte an der Fakultät für bildende Künste in Damaskus sowie am TransArts-Department der Universität für angewandte Kunst Wien. Derzeit ist sie im PhD-in-Practice-Programm der Akademie der bildenden Künste Wien eingeschrieben.
Künstlerische Historiografie
Die prämierte Arbeit On Another Note basiert auf Gesprächen mit Takritis Mutter und setzt sich mit dem künstlerischen Erbe ihrer Großmutter auseinander, die in den 1960er-Jahren als Textilkünstlerin in Kuwait tätig war. In der Arbeit wird die Weitergabe von Erinnerungen und Materialien über mehrere Generationen hinweg untersucht. Die Künstlerin thematisiert dabei die Bedingungen von Staatenlosigkeit und Exil und stellt Fragen nach dem Umgang mit nicht abgeschlossenen Geschichten. Die verwendeten Textilien und Fotografien dienen als Ausgangspunkt für eine kritische künstlerische Reflexion über Geschichte und Zugehörigkeit.
Die Jury bezeichnete Takritis Beitrag als "intime und zugleich kritische Erzählung", die sich mit "der Gewalt der Auslöschung" auseinandersetzt. Ihre Arbeiten trügen zu einem reflektierten und notwendigen Verständnis von Geografien und Geschichten bei, die im europäischen öffentlichen Diskurs allzu oft fehlten oder verzerrt erschienen. "Sie eröffnet Möglichkeiten einer künstlerischen Historiografie, die in Österreich und darüber hinaus von hoher Relevanz sind", heißt es in der Begründung. Mit ihren Mitteln zeige Takriti auf, wie erzwungene Vertreibung zu Lücken und Schweigen führten, in auf weder anklagender noch erklärender Weise, "sondern zutiefst relational".
Preis für bildende Kunst
Neben Takriti waren neun weitere Künstlerinnen und Künstler nominiert: Robert Gabris, Veera Komulainen, David Meran, Olena Newkryta, Stephanie Stern, Miriam Stoney, Laurence Sturla, Sophie Thun und Christoph Voglbauer. Ihre Werke werden gemeinsam mit Takritis Arbeit in einer Ausstellung im Salzburger Kunstraum St. Virgil gezeigt. Die Ausstellung wird am 27. November im Rahmen der Preisverleihung eröffnet und dort dann bis 15. März 2026 zu sehen sein.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit Texten zu allen nominierten Positionen, einem Vorwort von Roland Kerschbaum, einem Essay von Marcello Ienca sowie einem Interview mit der Preisträgerin, geführt von Andrea Lehner-Hagwood. Der Katalog wird vom Kardinal-König-Kunstfonds herausgegeben und durch Würth Österreich und Bildrecht Wien unterstützt.
Ziel des Kardinal-König-Kunstpreises ist es, künstlerische Positionen zu fördern, die gesellschaftlich relevante Themen aufgreifen und neue Perspektiven in kulturelle Debatten einbringen. Der Preis ist offen für alle Bereiche der bildenden Kunst und richtet sich an international tätige Kunstschaffende mit Lebensmittelpunkt in Österreich. Zugleich ist er auch Ausdruck des Engagements der Kirche für zeitgenössische Kunst und ihrer Offenheit gegenüber aktuellen gesellschaftsrelevanten Entwicklungen.